Mit dem Fernbus unterwegs - was Fahrgäste wissen sollten
Auf deutschen Autobahnen oder Landstraßen sind Fernbusse immer häufiger zu sehen. Im Linienverkehr verbinden sie eine große Anzahl deutscher Städte miteinander. Für alle, die in erster Linie schnell am Ziel sein wollen, ist aber nach wie vor oft die Bahn erste Wahl. Das gilt zumindest auf Hauptstrecken wie etwa Berlin-Hamburg. Doch das befahrene Netz vergrößert sich kontinuierlich und der Fernbus-Verkehr in Deutschland nimmt rasant an Fahrt auf:
Deutsche Post und ADAC prüfen Einstieg in den deutschen Fernbusmarkt
Der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC e. V.) und die Deutsche Post arbeiten an einem Konzept für ein künftiges deutschlandweites Fernbusnetz. Die Deutsche Post als Marktführer im deutschen Brief- und Paketmarkt und der ADAC als Europas größter Automobilclub überlegen, die wichtigsten Metropolen Deutschlands flächendeckend mit einem neuen, schnellen und hochwertigen Busnetz zu verbinden und somit den wachsenden Fernbusmarkt zu erschließen. ADAC und Deutsche Post verfügen über eine hervorragende Infrastruktur von Filialen und Geschäftsstellen in ganz Deutschland.
Freie Fahrt ab Januar 2013
Am 2. November hat der Bundesrat nun grünes Licht für die weitgehende Freigabe des innerdeutschen Linienverkehrs zum Beginn des kommenden Jahres gegeben.
Die bisherigen Beschränkungen für den Fernbusverkehr finden damit ein Ende. Genehmigt wird künftig jede Verbindung, bei der der die Haltestellen mehr als 50 Kilometer voneinander entfernt sind.
Freuen dürfen sich die Betreiber von Fernbuslinen, weil keine Autobahn-Maut anfällt. Dafür müssen die Busse ab 2016 mindestens zwei Plätze für Rollstuhfahrer bereithalten und ab 2019 barrierefrei sein.
Fernbusse können starten
Dem bundesweiten Start von Fernbussen ab 2013 steht nun nichts mehr im Wege. Koalition und Opposition haben sich am 14. September zusammen mit den meisten Bundesländern auf eine Liberalisierung geeinigt. Busunternehmen können auf Antrag bei den Länderbehörden praktisch auf allen Strecken ohne Beschränkungen fahren. Sogar Konkurrenten auf derselben Strecke werden zulässig. Einzig geschützt bleiben Regionalstrecken bis 50 Kilometern und einer Reisezeit unterhalb einer Stunde, die von Bahnen mit öffentlichen Zuschüssen betrieben werden.
Wettbewerb muss warten
Die geplante Liberalisierung des Fernbusmarktes lässt nun doch weiter auf sich warten. Die von der SPD geführten Bundesländer lehnen den derzeitigen Gesetzentwurf von Verkehrsminister Ramsauer (CSU) ab. Sie erwarten vor einer Zustimmung deutliche Anpassungen.
Gefordert wird die Maut für Busse und ein Konkurrentenschutz gegenüber dem mit Steuergeldern subventionierten Regionalverkehr der Bahn. Darüber hinaus sollen Linienbus-Betreiber ihr Verbindungsangebot auch an öffentlich zugängliche Fahrplanauskünfte melden.
Und sie kommen - wahrscheinlich
Von einigen Ausnahmen abgesehen sind Fernbusreisen in Deutschland seit mehr als 80 Jahren verboten. Mit dem kommenden Jahreswechsel soll sich das nun endlich ändern und als vollständige Alternative zu Auto, Bahn und Flugzeug steht dann auch der Linienbus bereit.
Ziel der Regulierung war es, die Bahn vor einem ruinösen Wettbewerb zu bewahren. Wo Bahnverbindungen existierten, war es unmöglich, eine Fernbuslinie zu betreiben – von einer Berlinregelung abgesehen.
Freie Fahrt für Bahn-Konkurrenten
Ursprünglich hatte die Deutsche Bahn AG der größte Anbieter auf dem kommenden, liberalisierten Fernbusmarkt werden wollen. Doch nun gibt die Bahn ihren ursprünglichen Plan auf, ihr bisheriges Fernbusangebot massiv auszubauen. Sie will zwar an den bestehenden Strecken festhalten, ansonsten aber keinerlei Risiken eingehen und sich auf das bestehene Kerngeschäft beschränken.
Busse verdrängen ICE
Bei der Deutschen Bahn AG (DB) sieht man das dichte Netz an ICE-Verbindungen in Deutschland durch die anstehende Liberalisierung des Fernbusmarktes zumindest in den Randgebieten bedroht. Und dazu zählt die Bahn alle ICE-Bahnhöfe abseits der Nord-Süd-Achse Hamburg-Frankfurt-München und abseits der Achse Berlin-Rhein/Ruhr-Stuttgart-München.