Fernbusse statt ICE-Verbindungen
Nach einem Bericht der Financial Times Deutschland (FTD) droht die Deutsche Bahn im Streit um die Liberalisierung des Fernbus-Verkehrs mit der Streichung von ICE-Verbindungen.
Demnach sind ICE-Verbindungen von der Einstellung bedroht, die schon heute schlecht ausgelastet sind. Sollten auch diese Ziele von Fernbussen angesteuert werden, drohen die Strecken gänzlich unrentabel zu werden. Die Folge wäre die Einstellung. Eine Rücksichtnahme auf politische Empfindlichkeiten wie bisher schließt die Deutsche Bahn inzwischen aus.
Freie Fahrt für Fernbusse lässt auf sich warten
Es steht im Koalitionsvertrag und doch ist es symptomatisch für diese Regierung. Man wartet ab und kann sich zu keiner Entscheidung durchringen. Nicht anders auch im Fall der Liberalisierung des Fernbusverkehrs.
Zum Schutz des Bahnverkehrs vor unliebsamer Konkurrenz steht der Bahn derzeit ein Vetorecht bei allen neuen Anträgen zu. Davon macht die Bahn wohl regen Gebrauch, denn in der Praxis lehnen die zuständigen Bezirksregierungen beinahe alle Anträge auf Einrichtung neuer Fernbuslinien ab.
Buslinien-Freigabe eröffnet neue Perspektiven
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) setzt sich für die Freigabe des Fernlinienverkehrs mit Bussen in Deutschland ein. Im Rahmen eines Presseworkshops Ende April 2010 in Berlin wurden die Perspektiven und Chancen, die mit der Liberalisierung verbunden sind, mit Vertretern von Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Medien diskutiert. Dabei erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann: „Die politische Debatte über die Freigabe der Buslinien kommt jetzt in Bewegung.
Bahn will Arriva
Ein absehbarer liberalisierter Markt für den Linienbusverkehr in Deutschland treibt die deutsche Bahn sogar auf ausländische Märkte. Sie möchte gerne den britischen Bus- und Bahnbetreiber Arriva übernehmen, um damit zum größten Busbetreiber Europas aufzusteigen. 6300 Busse auf der Insel würde die Deutsche Bahn damit auf einen Schlag betreiben und auch außerhalb Großbritanniens ist Arriva in elf weiteren Ländern aktiv. In Deutschland sind es 900 Busse und 216 Züge im Regionalverkehr.
Busfahren statt fliegen
Der Linienbusverkehr ins europäische Ausland ist nicht reglementiert und so hat allein die „Deutsche Touring“ 80 Abfahrtsorte in Deutschland mit 700 Destinationen in 32 Ländern Europas im Angebot.
Eine besonders große Nachfrage besteht derzeit nach London, Skandinavien, Spanien und Portugal. Die freien Busplätze dienen vor allem gestrandeten Flugpassagieren als alternatives Reisemittel.
Ende des antiquierten Verbots: Fernbusse greifen Deutsche Bahn an
Der Betrieb von Fernbussen in Deutschland ist aufgrund eines Gesetzes aus dem Jahr 1934 noch immer weitgehend untersagt. Das Ziel, den Eisenbahnverkehr vor unliebsamer Konkurrenz zu schützen, funktioniert auch heute noch bestens.
Das Gesetz aus dem Dritten Reich soll jedoch fallen; ein flächendeckender Linienbusverkehr soll spätestens ab Sommer 2011 zugelassen werden. Ganz freiwillig ist die Marktöffnung nicht, vor allem die Europäische Kommission drängt darauf, zudem liegt eine Klage des Betreibers Deutsche Touring beim Bundesverwaltungsgericht vor.